Transformation hautnah: DekaRB zu Gast bei Bosch Eisenach

Im Rahmen unseres Projekts DekaRB hatten wir die besondere Gelegenheit, als geladene Gäste an der Veranstaltung Transformation@Bosch: Menschen – Technik – Zukunft am Bosch-Standort in Eisenach teilzunehmen. Für uns stand dabei nicht nur das Kennenlernen von Best-Practice-Beispielen im Vordergrund, sondern auch der direkte Einblick in die Realität eines Unternehmens, das sich mitten in einem tiefgreifenden Transformationsprozess befindet. Gerade dieser Blick hinter die Kulissen war für unser Projekt von großer Bedeutung, da er uns zeigt, wie theoretische Konzepte in der Praxis umgesetzt werden und welche Herausforderungen dabei entstehen. Gleichzeitig bot die Veranstaltung eine wertvolle Plattform zur Vernetzung mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Weiterbildung, die für die weitere Arbeit im Projekt DekaRB von zentraler Bedeutung ist.

Transformation im Fokus

Die Transformation trifft die Automobilindustrie besonders hart, wie zuletzt die Ankündigung von Bosch zeigte, bis 2030 rund 22.000 Stellen abzubauen – ein Großteil davon in der Automotive-Sparte. Unter diesem Eindruck stand auch die Veranstaltung in Eisenach, einem Standort, an dem vor allem Sensoren und andere Hightech-Produkte für Verbrennungsmotoren gefertigt werden. Auch Batterien gehören zum Portfolio, und es gibt Potenzial für den Aufbau von Wasserstoffanwendungen. Der Druck ist entsprechend hoch, doch die Verantwortlichen wollen sich der Herausforderung offensiv stellen und setzen dabei auf Unterstützung aus der Landespolitik.

Im Zentrum der Veranstaltung stand eine Panel-Diskussion mit hochkarätigen Gästen: Prof. Dr. Mario Voigt (Thüringer Ministerpräsident), Markus Behrens (Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit), Dr. Thomas Pauer (stellv. Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH), Christoph Immel (Werkleiter Eisenach) und Maik Freitag (Betriebsratsvorsitzender Eisenach). Moderiert wurde eine lebhafte Diskussion über die Herausforderungen und Chancen der Transformation, bei der deutlich wurde, wie sehr die Beschäftigten im Mittelpunkt stehen müssen, um den Wandel erfolgreich zu gestalten.

Beschäftigte im Mittelpunkt

Um die Veränderungen nicht einfach über sich ergehen zu lassen, wurde eine neue Standortstrategie entwickelt, die die Beschäftigten ins Zentrum rückt. Sie gelten als Schlüssel, um den Wandel zu bewältigen – vorausgesetzt, sie bringen sich aktiv ein, bilden sich weiter und gestalten die Zukunft mit. Genau dieses Thema stand im Mittelpunkt der Veranstaltung, die zahlreiche regionale und überregionale Weiterbildungsträger sowie politischen Spitzenbesuch anzog. Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt sagte ein umfassendes Maßnahmenpaket zu: vereinfachte Förderungen für Weiterbildung, Schritte zur Abmilderung des europäischen Verbrennerverbots und Bürokratieabbau. Er machte deutlich, dass der Erhalt des Werkes in Thüringen auch im Interesse der Landesregierung liegt.

Die Zusagen wurden von den 1.900 Beschäftigten ebenso wie vom Management und Konzern positiv aufgenommen. Schon jetzt gibt es Beispiele erfolgreicher Weiterbildung, die zeigen, wie aktiv die Mitarbeitenden den Wandel mitgestalten. Auf dem Podium herrschte Einigkeit, dass nur eine konstruktive Sozialpartnerschaft zu tragfähigen Anpassungen führen kann – der Mensch müsse im Mittelpunkt stehen und mitgenommen werden.

Regionale Verankerung und Perspektiven

Wie stark der Standort in der Region verankert ist, wurde bei den Werksführungen sichtbar. Kooperationen mit Landwirten, der Kommune und anderen Unternehmen spielen eine große Rolle. Die Innovationskraft soll breit nutzbar gemacht werden, etwa durch den Austausch von Auszubildenden mit Partnerbetrieben und die Idee, Eisenach auch als Weiterbildungsstandort zu etablieren.

Dennoch bleiben die Herausforderungen enorm. Ob politische Unterstützung, Management und Mitarbeitende gemeinsam genug Kraft aufbringen, ist offen. Besonders die Frage nach der künftigen Produktpalette bleibt kritisch und wird sich wohl auch durch ein mögliches Aus des Verbrennerverbots nicht allein lösen lassen. Hoffnung geben die Batterieproduktion und die Entwicklung von Wasserstofftechnologien – Ansätze, die vielleicht eine nachhaltige Zukunft für das Bosch-Werk in Eisenach sichern können.

 

Thomas Rehfeld und Stefanie Seitz, November 18, 2025