Das Projekt Dekarbonisierung für eine Resiliente Wirtschaft Beschleunigen (DekaRB) hat sein erstes Whitepaper veröffentlicht. Die Publikation präsentiert erste Zwischenergebnisse aus 44 Expert:inneninterviews im Umfeld der Thüringer Industriegebiete. Befragt wurden Akteur:innen aus Wissenschaft, Unternehmen, Interessensvertretungen und Politik zu den derzeit größten Hemmschwellen für Dekarbonisierungsprozesse in der Thüringer Industrie. Es beleuchtet strukturelle, soziale und politische Einflussfaktoren als nicht-technische Transformationshemmnisse und zeigt erste Lösungsansätze für eine sozial und ökologisch nachhaltige Transformation auf.
Zentrale Erkenntnisse
Thüringen verfolgt das Ziel einer klimaneutralen Produktion bis 2045. Dabei stehen Maßnahmen wie die Substitution fossiler Energieträger, Effizienzsteigerungen und der Ausbau der Kreislaufwirtschaft im Fokus. Obwohl das Land bereits Fortschritte erzielt hat – etwa durch einen hohen Anteil erneuerbarer Energien bei der eigenen Stromerzeugung – bestehen Abhängigkeiten von externen Energiequellen und Investitionsgebern und große regionale Unterschiede in der Umsetzung von Dekarbonisierungsmaßnahmen.
Unternehmen sehen sich häufig mit politischen Unsicherheiten, bürokratischen Hürden und mangelnder Planungssicherheit konfrontiert. Auch Beteiligungsdefizite und Vertrauensverluste in der Bevölkerung erschweren den Fortschritt. Im Whitepaper zeigen wir, dass soziale Ängste und Ungerechtigkeitsempfinden – etwa Sorge um Arbeitsplätze oder die Verteilung der Energiewendekosten – zu Widerständen und Konflikten führen können, die von politischer Polarisierung zusätzlich verstärkt werden.
Fazit
Erfolgreiche Dekarbonisierung gelingt dort, wo Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft eng zusammenarbeiten. Im Whitepaper identifizieren wir stabile Netzwerke, transparente Kommunikation und echte Bürgerbeteiligung als vielversprechende Ansätze für zentrale Erfolgsfaktoren. Auch klare staatliche Strategien, eine faire Verteilung von Kosten und Nutzen sowie die Einbindung intermediärer Organisationen, um Dialog und Umsetzung zu fördern, zeichnen sich als zentrale Hebel ab.
Ausblick
Im weiteren Verlauf des Projekts wird DekaRB auf Basis dieser Zwischenergebnisse Fallstudien in exemplarischen Industrieregionen in Thüringen durchführen, um konkrete Handlungsempfehlungen und Umsetzungsstrategien zu entwickeln. Ziel ist es, konkrete Wege aufzuzeigen, wie Dekarbonisierung sozial gerecht, wirtschaftlich tragfähig und regional anschlussfähig gestaltet werden kann.